✧ 10. Oktober 2023 ✧
Es ist kein Geheimnis, dass die Biosphäre Entlebuch ein echtes Schmuckkästchen der Natur ist. Moorlandschaften, Karstgebiete und eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt ziehen nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische an. Aber wusstet ihr schon, dass in dieser malerischen Gegend jetzt auch echte Stars aus dem Himalaya leben? Ja, richtig gehört! Wir reden hier von Yaks – den Schratte-Yaks, um genau zu sein. Jetzt fragst du dich vielleicht: "Ein Yak? Ist das nicht einfach eine exotische Kuh?" Weit gefehlt! Ein Yak ist mehr als nur ein hübsches Gesicht mit flauschigen Haaren. Yaks sind die stolzen Riesen des Himalayas und wahre Überlebenskünstler. Und der Mann hinter dieser ungewöhnlichen Alpen-Himalaya-Connection ist Philipp Wicki.
Du denkst, Schafe oder Kühe seien die perfekten Alpenbewohner? Think again! Philipp Wicki und sein Hof zwischen Flühli und Sörenberg sind alles andere als gewöhnlich. Das fängt bei der Lage des Hofs an und geht weiter mit der Entscheidung für Yaks. «Yaks sind super geländegängig und kommen mit unseren steilen Alpweiden richtig gut klar», erklärt Philipp. «Glaubt mir, das hier ist kein einfaches Pflaster. Wer schon mal versucht hat, auf der Schrattenfluh zu wandern, weiss, was ich meine.», sagt Ron und versucht auf allen vieren und mit zittrigen Knien die steilen Felsen hochzuklettern, «hätte ich doch lieber die Wanderschuhe eingepackt, typisch Städter!».
Doch wie kam es nun zu den Yak im Entlebuch? Philipp, der Meisterlandwirt, durfte 2020 den Betrieb von seinen Eltern übernehmen. Neben den Sömmerungsrinder von anderen Landwirten, welche die gut zugänglichen Weiden auf der Alp pflegen, hielt er bis Ende 2022 300-400 Schafe auf den steilen, mit Karrenfels durchzogenen Weideabschnitten. Gegen Ende Jahr zogen aber die ersten Yaks ein, denn sie kommen sehr gut mit den kargen Bedingungen der Alpen zurecht. Auf den Alpweiden von Philipp Wicki weiden die Tiere auf bis 2000 m. ü. M. auf den Abschnitten Bärsili, Strick und Tellen. Der Hauptgrund für die Wahl dieser Rinderart war sicherlich die extreme Geländegängigkeit der Yaks. Dank ihrem leichtem Körperbau und ihrer ausgeprägten Trittsicherheit passen sie perfekt auf die stotzigen Alpweiden des östlichen Schrattenfluhauslegers. In ihrem Ursprungsland im Himmalaya wird die isolierende Unterwolle sogar zur Herstellung von hochwertigen Textilien genutzt. Im Gegensatz dazu geht es Philipp Wicki vor allem darum die Alpweiden zu pflegen und zu hochwertigem Yak-Fleisch zu veredeln.
Philipp hat ein wahres Alpenparadies für seine Tiere geschaffen. Wie bereits erwähnt, sind ihre langen Haare nicht nur stylisch, sondern auch ziemlich nützlich. Und über die hübsche Lockenfrisur auf der Stirn einiger Tiere müssen wir nicht mal reden. Neben dem optischen Wow-Effekt bringt das Yak auch praktische Vorteile mit. «Die Tiere fressen, was hier wächst. Im Sommer Gras, im Winter Heu. Nichts anderes», betont Philipp, welchem eine standortangepasste Landwirtschaft am Herzen liegt. Yaks sind nicht einfach nur die coolen Riesen des Himalayas. Sie sind wahre Überlebenskünstler und Landschaftspfleger, angepasst an die extremen Bedingungen ihrer Heimat.
Diese Tiere haben eine unglaubliche Ausdauer und Robustheit. Sie sind nicht nur für ihre Tragkraft bekannt – wofür Sherpas sie im Himalaya genutzt haben, sondern auch für ihre Intelligenz. Ein Yak versteht es anders als eine Kuh, seine Umgebung zu "lesen" und sich optimal darin zu bewegen. Man könnte sagen, sie sind dank ihrer enorme Trittsicherheit die Entdecker unter den Rindern. Nur mit dieser Rinderart ist es möglich dieses steile und anspruchsvolle Gelände zu bewirtschaften, betont Philipp.
Wenn dir Filet Mignon oder T-Bone-Steak bisher das Wasser im Mund zusammenlaufen liessen, dann warte mal ab, bis du Yak probierst. Philipp hat sich auf dieses exklusive Fleisch spezialisiert und bietet jetzt das "Steak des Himalayas" an. Dabei kommt es auch noch der Landschaft zugute. Yaks können dort weiden und Gras zu Fleisch veredeln, wo andere Rinderarten nicht mehr hinkommen. Das ist ziemlich genial, oder? Es ist nicht nur wahnsinnig lecker, sondern auch richtig gesund. Omega-3-Fettsäuren, viel Protein, wenig Fett – und dann dieser einzigartige Geschmack, der zwischen Wild und Rind angesiedelt ist. Es hat einen leicht süsslichen, fast nussigen Geschmack. Und hey, wenn das gut genug für die Bergbewohner des Himalayas ist, die seit Jahrhunderten davon leben, dann ist es sicherlich auch was für uns – unbedingt probieren!
Der Wolf mag in der Schweiz ein kontroverses Thema sein, aber der Yak-Herde sollte er nichts anhaben können. Auch wenn Wölfe in der Gegend auf sich aufmerksam machen, Yaks sind keine einfachen Beutetiere – anders als die Schafe, die Philipp zuvor hielt. Diese robusten Tiere sind wehrhaft und durchaus in der Lage, sich gegen einzelne Raubtiere zur Wehr zu setzen. Die Yaks haben Hörner und einen ausgeprägten Schutzinstinkt. Vor allem Stier Haldor ist da nicht zu unterschätzen, wenn es um den Schutz der Herde geht. Mit seinen beeindruckenden 600 Kilogramm ist er der Boss auf der Weide und definitiv keine leichte Beute für Wölfe. "Ich habe mit Haldor eine Art Gentlemen's Agreement", erzählt Philipp, während er schmunzelt. "Wir halten immer etwa zwei Meter Abstand voneinander." Haldor ist nicht nur optisch imposant, sondern macht auch gerne akustisch mit lautem Schnaufen und Grunzen auf sich aufmerksam. Ein einzelner Wolf müsste also schon wirklich sehr verzweifelt sein, um es mit einem Yak aufnehmen zu wollen.
Anders sieht es aber bei einem Wolfsrudel aus, erwidert Philipp, als ich das Thema weiter anspreche. Deshalb hat Philipp vor, seine Yaks schrittweise an die Herdenschutzhunde zu gewöhnen, die er selber ausgebildet und bereits bei seinen Schafen im Einsatz hat. Der längerfristige Plan ist, dass diese Vierbeiner in Zukunft Pfote in Huf mit Haldor und dem Rest der Yak-Herde arbeiten, um den Herdenschutz vor Wölfen noch effektiver zu gestalten.
Jetzt mal zu den anderen Helden – den Eseln. Diese Tiere sind nicht nur unfassbar niedlich, sondern auch extrem nützlich. Philipp nimmt nicht nur eigene, sondern auch fremde Esel in der Sommersaison auf. Und das ist nicht nur Tierliebe, sondern cleveres Weidemanagement. Diese robusten Tiere sind Spezialisten in der Landschaftspflege. Sie helfen, die Alpweiden zu pflegen. Ihr Talent besteht darin, genau das zu fressen, was sonst keiner mag.
«Das ist besonders wichtig in Gebieten, die unter Verbuschung leiden», erklärte mir Zivi Andre. Esel stammen ursprünglich aus der Steppe und sind sich gewohnt, altes, rohfaserreiches Gras zu fressen. Dies macht sie zu unschätzbaren Partnern in der Bewirtschaftung der Alpwiesen. Damit spielen sie eine Schlüsselrolle in der Erhaltung der Landschaft und machen es möglich, dass die Wiesen so bleiben, wie man sie haben möchte: offene Weideflächen sowohl für Nutztiere, als auch für Kleinlebewesen.
Yaks und Esel verbinden auf eindrucksvolle Weise Tradition und Innovation, Genuss und Nachhaltigkeit. Sie sind mehr als nur niedliche oder exotische Zugaben zur Biosphäre Entlebuch. Sie sind essentielle Akteure in einem nachhaltigen Kreislauf, der uns alle inspirieren sollte. Sie stehen für eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur steht. Sie repräsentieren einen Lebensstil, der Genuss und Verantwortung verbindet. Und sie sind der lebende Beweis dafür, dass Nachhaltigkeit nicht nur möglich, sondern auch extrem schön sein kann. Also, falls du mal in der Gegend bist, mach einen Abstecher zu Philipp, lerne seine Yaks kennen und lass dir von ihm die Welt der alpinen Tierhaltung näher bringen.
Wenn du das alles jetzt liest und denkst: "Hey, das will ich erleben!", dann bist du herzlich eingeladen im nächsten Sommer eine Wanderung auf die Alp Gummen, Bärsili oder den Strick zu unternehmen. Dort kannst du die beeindruckenden Tiere nicht nur sehen, sondern auch hautnah erleben. Aber sei gewarnt, einmal Yak, immer Yak – diese Tiere haben eine magische Anziehungskraft!
Mit diesen robusten Schönheiten aus dem Himalaya bekommt das Wort 'Vielfalt' in der UNESCO Biosphäre Entlebuch eine ganz neue Bedeutung. Und wir müssen echt sagen: Hut ab vor Philipp und seinem Team für dieses coole und nachhaltige Projekt! Was denkt ihr? Würdet ihr auch gerne mal einen Schratte-Yak kennenlernen?
Rahel & Ron teilen die Freude an kulinarischen Erlebnissen, spannenden Produzenten und packender Fotografie. Gemeinsam sind die beiden für unseren Blog in der Biosphäre Entlebuch unterwegs und erzählen Stories hinter den «Echt Entlebuch» Produkten der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Echte Geschichten aus dem Entlebuch. hurrah.ch