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Die Schrattensage

Die Spuren des Teufels sind überall auf der Schratteflue zu finden

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Eine volkstümliche Erklärung für die Steinwüste

In der Vergangenheit war es der lokalen Bevölkerung nicht bekannt, weshalb die Schratteflue bei Sörenberg einer Steinwüste gleicht. Dieses Mysterium wurde darum von lokalen Gelehrten aufgegriffen und mit einer Sage erklärt: Früher befand sich an jener Stelle eine stattliche Hütte, bewohnt von einer Sennenfamilie. Habgier, ein Erbschaftsstreit und ein teuflischer Fluch hatten dramatische Folgen…

Die Schrattensage – Das erzählt man sich im Entlebuch

Einst war die karge Steinwüste an der Südseite der Schratteflue die schönste und saftigste Alp des Entlebuchs. Die Brüder Hannes und Jost hatten die Alp geerbt. Doch Hannes war unersättlich und beraubte seinen blinden Bruder jedes Jahr um ein Stück seines Erbteils. Hannes‘ wunderschöne Tochter Rösi hatte den bösen Charakter ihres Vaters geerbt und stürzte ihre Verehrer mit unmöglichen Forderungen ins Verderben. So sorgten beide für Empörung und Erbitterung im Volk.

Eines Tages konnte ein treuer Knecht Hannes‘ Tun nicht länger mit ansehen und berichtete dem blinden Jost davon. «Der Teufel soll die Alp verwüsten, wenn ich eine Krume meiner Scholle unrechtmässig erworben habe!», fluchte Hannes, als sein Bruder ihn zur Rede stellte. Bei diesen Worten brachen Donner und Blitz über die Matten und eine unheilvolle Wolkenwand türmte sich auf. Mit seinen gewaltigen Klauen riss der Teufel die blühenden Wiesen von den Felsen, packte Hannes und Rösi und schleuderte sie in die Höhle unter dem Schibengütsch.

Seit diesem Tag ist die Südseite der Schratteflue eine karge Steinwüste. Die Klauenspuren des Höllenfürsten sind auch heute noch zu sehen. Hannes und Rösi sind nach wie vor in der Höhle gefangen. Der Sage nach kann man sie in der Karwoche am Eingang der Gruft beobachten.

Quelle: Buch «Entlebucher Sagen», Schnyder-Studer Frieda, 1977

Anmerkung

Der Schibengütsch, der in der Schrattensage vorkommt, ist der südlichste Gipfel der Schratteflue und kann beispielsweise von der Marbachegg aus gesehen werden. Die «Teufelskrallen» sind Muster im Karstgestein (die Karrenfelder) und lassen sich am besten auf einer Wanderung erkunden.